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04.07.2009: Derzeitige Planung von CMMI und SCAMPI v1.3
Parallel zur diesjährigen European SEPG (siehe auch meinen vorigen Beitrag vom 25.06.2009) fand auch ein Treffen des CMMI-Lenkungsgremiums statt, bei dem der Termin für die Freigabe von CMMI v1.3 festgelegt wurde. Nachdem zwischendurch der Vorschlag im Raum stand, nur einen Teil der geplanten Änderungen umzusetzen und bereits im Frühjahr 2010 CMMI v1.3 zu veröffentlichen, hat man sich jetzt gegen diesen Vorschlag entschieden. CMMI v1.3 soll im November 2010 erscheinen und nach derzeitigem Diskussionsstand folgende wesentlichen Änderungen umfassen:
- Die "High Maturity"-Inhalte des Modells, d.h. die Prozessgebiete
von Reifegrad 4 und 5, werden wesentlich überarbeitet. Zur Interpretation
dieser Inhalte gab es in den letzten Jahren viele Diskussionen und
Weiterentwicklungen, die jetzt auch in das Modell eingearbeitet werden sollen.
Diese Überarbeitung halte ich persönlich für ganz wesentlich, damit man wieder die wesentlichen Inhalte der betroffenen Prozessgebiete im Modell selbst findet und nicht nicht nur in Schulungsunterlagen etc. - Eng damit verbunden ist die derzeit laufende Diskussion, die generischen Ziele GG 4 und GG 5 und damit die Fähigkeitsgrade 4 und 5 komplett zu streichen.
- Ebenfalls auf die generischen Ziele und Praktiken bezieht sich eine andere
laufende Diskussion: Um den Aufwand bei Appraisals zu reduzieren, gibt es
verschiedene Vorschläge, einige generische Praktiken, speziell
beim generischen Ziel GG 2, zusammenzufassen oder ganz zu streichen.
Begründet wird dies u.A. mit der hohen Redundanz zwischen generischen
Praktiken und den damit verbundenen Prozessgebieten, beispielsweise
zwischen GP 2.2 "Plan the process" und dem Prozessgebiet Projektplanung.
Eine Umfrage von Pat O'Toole (siehe Ask The Lead Appraiser (ATLAS)) zu diesem Thema ergab, dass die Lead Appraiser generell den generischen Praktiken einen höheren Stellenwert geben und diese daher nur wenig reduzieren wollen, während andere Teilnehmer an der Umfrage eine stärkere Reduzierung befürworteten. Allerdings gab es relativ wenig Einigkeit, was konkret geändert werden sollte.
Meine persönliche Meinung: Ich sehe die generischen Praktiken als eine der großen Stärken von CMMI und würde daher nicht viel streichen wollen. Ja, es gibt Redundanzen, aber ich sehe diese eher in der Rolle eines Funktionsaufrufes, bei dem deutlich gemacht wird, dass ein bestimmtes Prozessgebiet (wie die genannte Projektplanung) auf ein anderes Prozessgebiet anzuwenden ist. Der zusätzliche Aufwand im Appraisal hierdurch ist aus meiner Sicht gering, aber der mögliche Schaden durch die Diskussionen, ob zum Beispiel Qualitätssicherung (PPQA / GP 2.9) oder Konfigurationsmanagement (CM / GP 2.6) auf ein bestimmtes Prozessgebiet anzuwenden ist, erscheint mir hoch. - Ein absolutes Muss bei der Überarbeitung des Modells ist aus meiner Sicht die geplante Harmonisierung der verschiedenen Konstellationen. Hier sind in den neuen Konstellationen CMMI for Acquisition (CMMI-ACQ) und CMMI for Services (CMMI-SVC) Änderungen im Kern des Modells gemacht worden, die dazu führen, dass es sich nicht mehr wirklich um einen einheitlichen Kern handelt.
Neben diesen Modelländerungen werden auch die SCAMPI-Appraisalmethoden überarbeitet. Hier wird es wohl keine größeren inhaltlichen Änderungen geben, sondern ein "Streamlining", um Appraisals effizienter zu machen. Außerdem ist geplant, die drei Methoden SCAMPI A, B und C gemeinsam in einem einzigen Dokument zu beschreiben, wie das bisher auch bereits bei SCAMPI B und C der Fall ist. Unterschiede zwischen den verschiedenen Methoden werden dann deutlich gemacht, indem bei den einzelnen Anforderungen die jeweiligs relevanten Methodenklassen A, B oder C angegeben werden.
Nach Veröffentlichung von CMMI und SCAMPI v1.3 soll es eine Übergangszeit von einem Jahr geben, in der sowohl v1.2 als auch v1.3 verwendet werden dürfen. Danach, voraussichtlich also ab November 2011, wird es keine offiziellen, d.h. vom SEI akzeptierten, Appraisals und Einführungsschulungen zu CMMI mehr geben.
Bei der Überarbeitung von SCAMPI werde ich übrigens selbst mitarbeiten, denn ich bin jetzt Mitglied des erweiterten Teams, das die Arbeit des Kernteams unterstützt.
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